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Branchenentwicklung

Branchenwachstum bleibt hinter historischen Wachstumsraten zurück

Die Premium- und Luxusgüterbranche entwickelte sich im vergangenen Jahr schwächer als ursprünglich erwartet. So blieb die Konsumtätigkeit, vor allem in den Schwellenländern, vor dem Hintergrund eines unsicheren makroökonomischen Umfelds, starker Schwankungen an den globalen Aktien-, Devisen- und Rohstoffmärkten sowie zunehmender geopolitischer Risiken und extremistischer Übergriffe verhalten. Trotz allem konnten die in der Branche tätigen Unternehmen ihre Umsätze im Jahr 2015 erneut steigern. Mit einer vom Branchenverband Altagamma und der Unternehmensberatung Bain & Company geschätzten währungsbereinigten Steigerungsrate von 1 % bis 2 % verlangsamte sich das Wachstum im Vergleich zu den Vorjahren aber deutlich. Der Markt für Bekleidung entwickelte sich ähnlich wie die anderen Marktsegmente.

Das Branchenwachstum war von regionalen Unterschieden und unterjährigen Schwankungen geprägt. Nachdem sich die Wachstumstrends nach einem durchwachsenen Jahresauftakt im weiteren Jahresverlauf verbessert hatten, trübte sich das Marktumfeld in der zweiten Jahreshälfte zunehmend ein. Ursächlich war eine deutlich nachlassende Nachfrage in Kernmärkten wie China und den USA. Trotz des verringerten Expansionstempos entwickelte sich das Geschäft der meisten Marken im eigenen Einzelhandel besser als das Geschäft im Großhandelskanal. Vor allem in den USA standen Kaufhäuser und spezialisierte, oftmals inhabergeführte Mehrmarkenhändler unter einem hohen Wettbewerbs- und Preisdruck. Überdurchschnittliche Wachstumsraten konnten insbesondere im Online-Bereich erzielt werden. Viele Unternehmen haben im vergangenen Jahr Schritte zum Ausbau des Online-Geschäfts und seine Verknüpfung mit dem stationären Einzelhandel eingeleitet. Ebenso unternahmen einige Marken Schritte zur Harmonisierung globaler Preisarchitekturen. Sie reagierten damit auf die zunehmende regionale Verlagerung der Nachfrage infolge von Wechselkursveränderungen, die bestehende regionale Preisunterschiede vergrößerten.

Robuste Entwicklung in Europa von Tourismus unterstützt

Die stärksten Impulse für das Branchenwachstum kamen im vergangenen Jahr aus Europa. Das Branchenwachstum von 5% wurde hier von weiteren Zuwächsen im Geschäft mit Touristen vor allem aus Asien und Nordamerika unterstützt. Der für viele Nicht-EU-Bürger günstige Euro-Wechselkurs sowie das im Vergleich zu anderen Regionen niedrigere Preisniveau kurbelten die Umsätze an. Teilweise kompensiert wurde dieser Effekt allerdings von rückläufigen Besucherzahlen aus Russland. Die lokale Nachfrage entwickelte sich aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Erholungstendenzen insgesamt zwar positiv, wurde aber von den teilweise umgesetzten Preiserhöhungen belastet. Die osteuropäischen Märkte litten weiter unter den Spannungen rund um den Ukraine-Konflikt.

Marktentwicklung in Amerika von hoher Rabattintensität gekennzeichnet

Die Premium- und Luxusbranche in Amerika entwickelte sich nach einem durchwachsenen Jahresauftakt und einem rabattintensiven zweiten Halbjahr insgesamt stabil. Zwar blieb die Inlandsnachfrage in den USA aufgrund der positiven konjunkturellen Entwicklung grundsätzlich intakt, das Verbrauchervertrauen und die Konsumstimmung wurden Mitte des Jahres allerdings empfindlich von den Turbulenzen an den asiatischen Aktienmärkten belastet. Außerdem gaben die Verbraucher einen höheren Anteil ihres verfügbaren Einkommens zu Lasten des Bekleidungssegments in anderen Konsumbereichen aus. Der starke US-Dollar und die damit einhergehenden rückläufigen Umsätze mit Touristen wirkten sich ebenfalls negativ auf das Branchenwachstum aus. Die rückläufige Kundenfrequenz im Einzelhandel und die hohe Preissensibilität der Konsumenten zogen eine überdurchschnittlich hohe Rabattintensität im Großhandelsbereich nach sich. Der Premium- und Luxusgütermarkt in Kanada und Lateinamerika profitierte hingegen von einer anziehenden lokalen Nachfrage, die davon unterstützt wurde, dass die USA aufgrund des starken Dollars als Einkaufsdestination an Bedeutung verloren.

Rückläufige Marktentwicklung in China belastet Branche in Asien

Die Branchenentwicklung in Asien verlief im Jahr 2015 regional uneinheitlich. In China gingen die Umsätze in lokaler Währung um 2 % zurück. Das sich weiter abschwächende Konjunkturwachstum, die unerwartete Abwertung des Renminbi sowie die Turbulenzen an den Aktienmärkten belasteten das Verbrauchervertrauen. Die Nachfrage auf dem chinesischen Festland blieb weiter schwach, wobei die Umsätze im Herrenbekleidungssegment im zweiten Jahr in Folge im zweistelligen Prozentbereich zurückgingen. Statt der in der Vergangenheit zu beobachtenden starken Flächenexpansion rationalisierten viele Unternehmen im vergangenen Jahr ihr Store-Netz. Viele Unternehmen reagierten zudem mit Preissenkungen auf die schwache Nachfrage und die Verlagerung von Einkäufen in das Ausland. Unter Einbezug der Nachfrage von Touristen trugen chinesische Verbraucher auch im vergangenen Geschäftsjahr durch Premium- und Luxuseinkäufe im asiatischen und europäischen Ausland zum weltweiten Branchenwachstum bei. Besonders in Australien und Japan unterstützte dies die Branchenentwicklung über eine gesunde lokale Nachfrage hinaus. In Hongkong, das in der Vergangenheit zu den populärsten Reisezielen chinesischer Touristen zählte, litt die Branche hingegen unter einem nachhaltigen Rückgang der Besucherzahlen. Dies führte dazu, dass sich die Umsätze in Asien (exklusive China und Japan) insgesamt um 8 % rückläufig entwickelten.

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